Source: alisashortfilm.wordpress.com
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Die Reihe “Romani Voices” gibt Menschen aus der Roma Community die Möglichkeit ihre Meinung zu veröffentlichen. Der folgende Text ist von Laura Moldovan. Der folgende Text ist keine Filmkritik. Er stellt nicht die Fähigkeiten von Kusturica als Regisseur in Frage. Dieser Text beschreibt die Wahrnehmung von Laura Moldovan. Es ist ihre Analyse der „Zigeuner”, die Kusturica in seinen Filmen zeigt und eine Analyse davon was diese konstruierten „Zigeuner” und deren karikierte Welt mit der Wahrnehmung jener Menschen macht, die diese preisgekrönten und hochanerkannten Filme sehen.
Der Text gliedert sich in 4 Teile: ein Intro und 3 Einzeltexte zu verschiedenen Filmen:
Teil 1 Intro | “Emir Kusturica und seine Zigeuner” –> Teil 1 Audio Version
Teil 2: „Die Zeit der Zigeuner“ (1989) –> Teil 2 Audio Version
Teil 3: „Schwarze Katze, weißer Kater“ (1998) –> Teil 3 Audio Version
Sie lesen gerade: Teil 4: „Blue Gipsy – All the invisible children“ (2005) –> Teil 4 Audio Version
oder hören sie sich alle Teile auf einmal an: Teil 1 – 4 Audio Version
Teil 4: „Blue Gipsy – All the invisible children“ (2006)
von Laura Moldovan
Der Film „All the invsible children“ wurde im Rahmen eines UNICEF Projekts produziert und besteht aus insgesamt 7 Kurzfilmen von 8 Regisseuren. Der Film wurde im Jahr 2006 veröffentlicht. Kusturica trug als einer dieser 8 Regisseure mit seinem Kurzfilm „Blue Gipsy“ zu diesem Filmprojekt bei.
Zu seiner Arbeit an diesem Kurzfilm sage der Filmemacher Kusturica:
“Ich habe meine Beobachtungen, meine Obsessionen ausgedrückt. Jemand hat mir einen Schlüssel gegeben, den ich in ein Skript verwandelt habe.“
Der Titel “Blue Gipsy” bezeichnet Roma mit blauen Augen, dies wird als ein Symbol des Guten und Außergewöhnlichen gesehen.
Die Hauptfigur Uros hat eine lange Zeit in der Jugendstrafanstalt verbracht. Er hat gemischte Gefühle im Bezug auf seine eigene Freilassung. Er weiß nicht, was die Zukunft bringt, wenn er wieder mit seinem Vater leben muss, der ihn schlägt und zum Stehlen zwingt. Zurück in der Freiheit wird Uros beinahe beim Stehlen erwischt. Seine Flucht vor der Tat endet schließlich wieder in der Jugendstrafanstalt. Eine Tat, die er bewusst gewählt hat. Die psychologische Ebene dieser Geschichte ist frappierend. Es wird impliziert, dass Uros sogar in der Jugendstrafanstalt bessere Möglichkeiten hätte, sich und sein Leben in den Griff zu bekommen, als innerhalb seines Familienverbandes. Zudem wird während des gesamten Films suggeriert, dass Uros Schicksal ohnehin schon besiegelt ist: Er gehört in die Strafanstalt, dort ist sein Platz.
Generell werden Roma im Film als Diebe und Betrüger dargestellt, als schlechte und gewalttätige Eltern, die ihre Kinder bildungsfern erziehen. Eine weitere Szene indem das sichtbar wird, ist jene am Bahnhof: Eine große bettelnde Roma Familie macht eine Show, spielt Musik, singt und tanzt. Währenddessen wird das begeisterte Publikum bestohlen. Damit will Kusturica implizieren das Roma ihre Musik und „Lebensfreude“ missbrauchen, um die Menschen zu täuschen und auszubeuten (siehe youtube Video). Der Film suggeriert, dass es für alle besser wäre, abgeschieden und abgeschottet von der Außenwelt und der Mehrheitsgesellschaft zu leben.
Filme wie dieser tragen in hohem Maße dazu bei, dass Roma pauschal als minderwertige, parasitäre Menschen gesehen werden, die keinen Platz in der Gesellschaft haben, ihn nicht suchen, nicht wollen und niemals finden können. Für die Zuseher werden negative Vorurteile gegen diese Ethnie bestätigt und verstärkt und Stereotype über Kriminalität, Verschlossenheit und Gewalt reproduziert. Kusturica vermittelt, dass die Roma die Schuld für ihr prekäres Leben selbst tragen und dass die schlechten Lebensverhältnisse unter denen viele Roma leben müssen nicht aufgrund jahrhundertelanger Diskriminierung zustande gekommen sind, sondern wegen einem fehlenden Verständnis der Europäischen Gesellschaft und einem Versagen der Angehörigen der Minderheit.
Ein klassisch antiziganistischer Film, der in den 1930er Jahren wohl den selben Anklang gefunden hätte, wie heute.
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